19.05.2020
Andacht im Mai 2020 von Pfarrer Arvid Reschke aus dem Pfarrbereich Freyburg

Er hat den Knopf gedrückt. Langsam fährt sein Computer hoch. Es ist ein altes Gerät und er sieht den Ladestrich, der nur allmählich länger wird. Irgendwann erscheint der Hintergrund, aber noch ohne Programmsymbole. Sie tauchen nach und nach auf. Er braucht eine halbe Minute Geduld, bis alles geladen ist und er losarbeiten kann.

Inzwischen fahren wir unsere Gesellschaft wieder hoch. Es kommt mir vor wie bei einem alten Computer. Stück für Stück wird eine Funktion gestartet. In den Nachrichten sehe ich Bilder von Orten, wo das Leben wieder anläuft. Es sind Symbole auf dem Weg zum Vollbetrieb - wie bei einer Ladestandanzeige. Wir brauchen Geduld. Woche für Woche.

Seit Anfang Mai dürfen auch wir hochfahren. Gottesdienste sind wieder erlaubt. Aber noch nicht, wie wir sie kennen. Singen sollen wir noch nicht. Maximal eine halbe Stunde dürfen wir uns treffen. Einen Mundschutz zu tragen und Abstand zu halten ist ebenso Pflicht. Wir brauchen auch hier Geduld, bis wir wieder frei feiern können, wie uns zumute ist.

Geduld ist mühsam. Das sehen wir daran, wie viele Menschen drängeln, dass das gesellschaftliche Leben schneller hochfährt. Auch in der Kirche haben manche schon vor Wochen gedrängelt und vermutlich sind auch etliche unter uns müde, sich in vielem weiter zu gedulden.

Ja, Geduld ist mühsam. Sie ist aber auch eine geistliche Haltung. Sie gehört zum Glauben dazu. Denn auf Gott zu vertrauen, heißt oft, geduldig auf seine Hilfe zu warten. Geduld bedeutet für uns Christen daher nicht, eine schwierige Zeit einfach nur auszuhalten bis es irgendwann besser wird. Es heißt vor allem, zu hoffen, dass Gott bei uns ist und uns hilft. Die Glaubensgeduld ist wichtig. Sie stemmt sich gegen die Panik und Angst in uns. SIe bremst unfreundliches und achtloses Herummaulen aus, das wegen zu viel Sorge herausbricht. Sie macht hingegen gelassen, weil sie mit Gottes Beistand rechnet. Ich halte es für wichtig, das wir als Christen diese Glaubensgeduld ausstrahlen. Besonders jetzt, wo viele Menschen gereizt sind, anfangen sich aufzuregen oder sogar eine aggressive Stimmung erzeugen. Lasst uns vielmehr fröhlich sein über die Hoffnung, die wir haben, und geduldig in dieser besonderen Zeit und behaarlich im Gebet (nach Römerbrief 12,12)

Ihr Pfarrer Arvid Reschke